Luisa Capetillo

28. Oktober 2024

Luisa Capetillo (1879–1922) wuchs als Tochter spanisch-französischer Einwanderer in einem liberalen Elternhaus in Arecibo, Puerto Rico, auf. Sie arbeitete in einer Textilfabrik und trug allein die Verantwortung für den Lebensunterhalt ihrer zwei Kinder. Zwar stand sie den strengen Regeln und Dogmen der katholischen Kirche kritisch gegenüber, schätzte jedoch christliche Werte wie Gerechtigkeit und Gleichheit. Gleichzeitig fühlte sie sich der anarchistischen Philosophie nahe, die in Arecibo und den umliegenden Städten zunehmend an Einfluss gewann.

Capetillo hielt in einer lokalen Tabakfabrik Vorträge über aktuelle Ereignisse und las den Arbeiter*innen aus den Werken von Émile Zola, Charles Darwin, Friedrich Engels, Michail A. Bakunin und anderen vor. In derselben Fabrik, begegnete sie das erste Mal der Gewerkschaftsbewegung. 1905 nahm Capetillo an einem Streik teil und wurde eine der Führungsfiguren der ersten Gewerkschaft in Puerto Rico, der Federación Regional de Trabajadores. Innerhalb sowie ausserhalb der Gewerkschaft kämpfte sie stets für feministische Anliegen.

Obwohl sie überzeugte Feministin war, beteiligte sie sich nicht an den aufkommenden feministischen Organisationen. Ihre Aktivität konzentrierte sich auf die Arbeiter*innenbewegung und ihre Gewerkschaft, in der sie sich für die Frauenrechte einsetzte. Durch ihre Forderungen und Aktivitäten wurden zahlreiche Arbeiterinnen Mitglieder der Gewerkschaft. Ihrer Meinung nach sollte eine proletarische Frauenbewegung integraler Bestandteil der organisierten Arbeiter*innenbewegung sein, mit dem Ziel, für allgemeines Frauenwahlrecht, bessere Arbeitsbedingungen sowie höhere Löhne aller zu kämpfen. 

Im Jahre 1912 organisierte Capetillo in New York City kubanische und puerto-ricanische Tabak-arbeiter*innen für bessere Arbeitsbedingungen. Sie eröffnete dort ein vegetarisches Restaurant, das zu einem Treffpunkt für sozialistische Diskussionsgruppen wurde. Zwischen 1912 und 1916 beteiligte sie sich an einem Arbeiter*innenstreik in Kuba, der von der anarchistischen Föderation Kubas organisiert wurde. Capetillo wurde im Juli 1915 in Havanna verhaftet und ausgewiesen. Ihre Verhaftung wurde mit dem Argument begründet, dass sie „Männerkleidung“ (Hosen) in der Öffentlichkeit getragen hatte.

Nach ihrer Rückkehr nach Puerto Rico organisierte sie 1916 den Sugar Cane Strike, an dem rund 40.000 Arbeiter*innen teilnahmen. Zwischen 1916 und 1918 fanden die grössten Streiks in der Geschichte von Puerto Rico statt, die zu einer allgemeinen Lohnerhöhung von 13 % führten. 1919 forderte Capetillo Frauen auf, Hosen zu tragen. Dies war damals eine grosse Provokation und sorgte für erhebliches Aufsehen. Capetillo wurde verhaftet, aber der zuständige Richter wies die Anklage später ab. Luisa Capetillo starb im Oktober 1922 an Tuberkulose und wurde auf dem städtischen Friedhof von Arecibo begraben.

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