Lucía Sánchez Saornil

13. Dezember 2024

Lucía Sánchez Saornil, geboren am 13. Dezember 1895 in Madrid, war eine spanische Schriftstellerin, Anarchistin und Feministin. Sie wuchs in einer verarmten Familie auf und wurde von ihrem verwitweten Vater erzogen. Trotz schwieriger Lebensumstände bildete sie sich autodidaktisch weiter und entwickelte früh eine Leidenschaft für Poesie und Literatur. Diese Leidenschaft führte sie schliesslich an die Real Academia de Bellas Artes de San Fernando in Madrid, wo sie ihre literarischen Fähigkeiten vertiefte.

In den 1910er Jahren begann Sánchez Saornil, Gedichte zu schreiben, die in verschiedenen Zeitschriften veröffentlicht wurden. Sie nutzte oft einen männlichen Decknamen, um über Themen wie Anarchismus, Feminismus und auch über lesbische Liebe zu schreiben, da Homosexualität zu dieser Zeit in Spanien verboten war und mit Gefängnis bestraft werden konnte. Mit der Ausrufung der Zweiten Spanischen Republik im Jahr 1931 trat Sánchez Saornil der Confederación Nacional del Trabajo (CNT) bei, einer libertären Gewerkschaft. Dort engagierte sie sich aktiv im Kampf für Arbeiter*innenrechte und gegen die Unterdrückung von Frauen. 

Sie erkannte jedoch schnell den tief verwurzelten Sexismus innerhalb der anarchistischen Bewegung und entschied sich, eine spezifische Organisation für Frauen zu gründen. 1936 gründete sie zusammen mit Mercedes Comaposada und Amparo Poch y Gascón die Organisation Mujeres Libres. Diese libertäre und feministische Organisation setzte sich das Ziel, Frauen von ihrer „dreifachen Versklavung“ durch Unwissenheit, Sexismus und wirtschaftliche Ausbeutung zu befreien. Die Organisation wuchs schnell auf über 20.000 Mitglieder an und spielte eine bedeutende Rolle im spanischen Bürgerkrieg.

Während des Bürgerkriegs war Sánchez Saornil nicht nur als Schriftstellerin aktiv, sondern auch als Organisatorin und Rednerin. Sie arbeitete als Redakteurin in der anarchistischen Presse in Valencia und wurde zur Generalsekretärin der Solidaridad Internacional Antifascista (SIA), wo sie Hilfsgüter an die Front lieferte und internationale Unterstützung für die republikanische Sache organisierte. Nach dem Sieg Francos im spanischen Bürgerkrieg musste Sánchez Saornil ins Exil nach Paris fliehen. 

Mit ihrer Lebensgefährtin América Barroso kehrte sie illegal nach Spanien zurück, wo sie sich in Valencia niederliessen. Bis zu ihrem Tod am 2. Juni 1970 musste Sánchez Saornil ihr politisches Engagement sowie ihre lesbische Beziehung geheim halten. Ihr Leben war geprägt von ihrem unermüdlichen Einsatz für soziale Gerechtigkeit und Frauenrechte. Ihre literarischen Werke und ihr politisches Engagement machten sie zu einer wichtigen Figur des anarchistischen Feminismus in Spanien. Ihr Erbe lebt weiter in den Schriften und Aktivitäten von feministischen Bewegungen weltweit.

„Selbst wenn sie gegen das Eigentum wettern, sind sie fanatisch besitzergreifend. Selbst wenn sie gegen die Sklaverei poltern, sind sie die grausamsten „Herren“. Selbst wenn sie über Monopole herziehen, sind sie die eingefleischtesten Monopolisten. Und all dies entspringt der verlogensten Vorstellung, die die Menschheit je hervorgebracht hat: der angeblichen Minderwertigkeit der Frauen.“

-Lucía Sánchez Saornil, The Question of Feminism (1935)

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