Errico Malatesta

4. Dezember 2024

Errico Malatesta wurde am 4. Dezember 1853 in Santa Maria Capua Vetere, Italien, geboren und war einer der einflussreichsten Anarchisten seiner Zeit. Schon als Jugendlicher zeigte er politisches Engagement und wurde mit 14 Jahren erstmals verhaftet, nachdem er einen kritischen Brief an König Viktor Emanuel II. geschrieben hatte. 1871 trat er der italienischen Sektion der Internationalen Arbeiterassoziation bei und traf ein Jahr später Michail Bakunin, was seinen politischen Weg massgeblich prägte. 

1877 führte Malatesta einen bewaffneten Aufstand in Kampanien an, der jedoch schnell niedergeschlagen wurde und ihn ins Exil zwang. In den folgenden Jahren reiste er durch verschiedene Länder, darunter Ägypten, die Schweiz und Frankreich, bevor er sich 1881 in London niederliess. 1883 kehrte er nach Italien zurück, wurde aber wegen seiner anarchistischen Schriften zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Er floh nach Argentinien, wo er die Arbeiterbewegung massgeblich beeinflusste. 

Ende der 1880er Jahre kehrte Malatesta nach Europa zurück. In den 1890er Jahren war er an verschiedenen politischen Aktivitäten beteiligt, darunter Streiks in Belgien und ein Aufstand in Spanien. 1897 wurde er bei dem Versuch, heimlich nach Italien zurückzukehren, verhaftet und auf die Insel Lampedusa verbannt, von welcher er 1899 floh. Nach einem kurzen Aufenthalt in den USA lebte er von 1900 bis 1913 erneut in London. 

1913 kehrte Malatesta freiwillig nach Italien zurück und beteiligte sich an Kämpfen gegen gegen Staat, Kapital und Kirche. Im folgenden Jahr war er an der Organisation eines landesweiten Generalstreiks beteiligt, der zu den als „Rote Wochen“ bekannten Unruhen führte. Nach einem weiteren Exil in London während des Ersten Weltkriegs gründete er 1919 in Italien die anarchistische Tageszeitung „Umanità Nova“. In den frühen 1920er Jahren wurde er mehrfach verhaftet und freigesprochen. 

Trotz zunehmender Repression durch das faschistische Regime unter Mussolini setzte Malatesta seine politische Arbeit fort, bis 1926 die unabhängige Presse verboten wurde. In seinen letzten Lebensjahren lebte er unter ständiger Überwachung, arbeitete als Elektriker und setzte seine schriftstellerische Tätigkeit fort. 

Zu seinem Lebensende lehnte er individuellen Terror ab und plädierte für kollektive Kampfformen. Trotz jahrzehntelanger Verfolgung, Inhaftierungen und Exil blieb er seinen Prinzipien treu und kämpfte unermüdlich für eine Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung. Errico Malatesta starb am 22. Juli 1932 in Rom, hinterliess aber ein Vermächtnis, das die internationale anarchistische Bewegung nachhaltig prägte und bis heute Anarchist*innen weltweit inspiriert.

„Auch wir streben den Kommunismus als die vollkommenste Verwirklichung menschlicher Solidarität an, doch er muss ein anarchistischer Kommunismus sein – das heisst, frei gewollt und angenommen, und ein System, das die Freiheit jedes Einzelnen garantiert und fördert. Aus diesen Gründen vertreten wir die Ansicht, dass der Staatskommunismus, der autoritär und aufgezwungen ist, die verabscheuungswürdigste Tyrannei darstellt, die die Menschheit je geplagt, gequält und behindert hat.“ 

– Errico Malatesta, Umanità Nova  (31. August 1921)

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